Deutschlandweit werden jährlich ca. 60.000 Kinder zu früh geboren. Jedes 10. Neugeborene ist ein Frühchen. Diese Zahl steigt trotz rückläufiger Gesamtgeburtenzahlen stetig an.
„Als ‚Frühchen‘ werden Kinder bezeichnet, welche mindestens drei Wochen vor dem regulären Geburtstermin d. h. vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Meistens wiegen diese Kinder weniger als 2.500 Gramm“, erläutert der Neonatologe Dr. Axel Schobeß, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. „Frühgeborene bilden die größte Kinderpatientengruppe Deutschlands. Dennoch werden Probleme und Risiken für die weitere Entwicklung dieser Kinder nicht immer in entsprechendem Maße wahrgenommen“, mahnt er.
Um Aufmerksamkeit auf diese besonders schutzbedürftigen kleinen Menschen zu lenken, wurde im Jahr 2009 der 17. November als weltweiter Tag des Frühgeborenen ausgerufen.
Das Carl-von-Basedow-Klinikum beteiligte sich bereits mehrfach an diesem Aktionstag. „In diesem Jahr haben wir uns etwas ganz besonderes für diesen Tag ausgedacht“, berichtet Stefanie Zuckschwert, die als Kinderkrankenschwester auf der Frühgeborenenstation in Merseburg arbeitet. „Ich habe den Kontakt zu dem Verein Oktopus für Frühchen gesucht. Die Idee ist, dass kleine gehäkelte Tintenfische, den Frühgeborenen Halt und Orientierung geben. Der Greifreflex ist ja auch bei Frühchen stark ausgeprägt. Die Tentakel sind der Nabelschnur nachempfunden und sollen die Kinder von Überwachungskabeln und Sonden ablenken“, erklärt Schwester Stefanie.
„Auf unserer Neonatologie in Merseburg, einer perinatologischen Schwerpunktstation, werden Neugeborene mit Anpassungsstörungen, zu früh geborene, unreife und auch kranke Kinder und ihre Familien betreut“, beschreibt Dr. Schobeß. „Je nachdem, wie intensiv diese Babys unterstützt werden müssen, sind in den Inkubatoren (Brutkästen), verschiedene Kabel und Schläuche. Die Kleinsten brauchen oft Sauerstoff- oder Nasensonden. Wenn sie die Oktopusarme statt der Schläuche greifen, wäre dies sehr in unserem Sinne“, betont der Neonatologe.
Die Idee gibt es seit Jahren und auch in anderen Ländern. Die „Oktopus für Frühchen Deutschland gGmbH“ aus Weimar sorgt dafür, dass das Konzept in Deutschland bekannt wird. Sie hat viele ehrenamtliche Helfer und ist für fast 30 deutsche Krankenhäuser aktiv. Die individuell gefertigten Häkeltiere entsprechen definierten Richtlinien und unterliegen strengen Auflagen und Einzelprüfungen.
Die kleinen farbenfrohen Begleiter mit den freundlichen Gesichtern sollen Kindern und Eltern helfen sowie sie auf ihrem Weg begleiten.
Anlässlich des Welt-Frühgeborenentages sind es lilafarbene Oktopusse, die an die kooperierenden Krankenhäuser gesendet werden, da lila die Farbe des Aktionstages ist.
Das CvBK wird ab dem 17.11.2023 jedem Frühgeborenen einen Oktopus in den Inkubator legen. An diesem Tag wird darüber hinaus das Foyer des Hauptgebäudes in Merseburg lilafarben angestrahlt.